Wer ist Franz Benton
Text: Claudia Söder
Franz Benton wurde am 07. Mai 1952 in Düsseldorf geboren.
Die Schule war nicht sein Lebensinhalt, irgendwann flog er raus. Die Lehrjahre als Speditionskaufmann
brachten späte Einsicht. Im Abendgymnasium wurde die versäumte Reifeprüfung nachgeholt.
Als Teenager entdeckt Franz die Beatles und wird prompt von dem Virus Rock'n'Roll infiziert. Ein
Infekt mit Langzeitwirkung, wie wir inzwischen wissen, und mit den typischen Symptomen: Erste Gitarre,
erste eigene Songs, erste Band.
The Tickets hieß die Band. Sie intonierten Top Fourty Material und gewannen insgesamt achtmal die
seinerzeit häufig stattfindenden Talentwettbewerbe.
Dass die musikalische Beschäftigung für Franz mehr als ein Hobby war, wurde bald klar. Franz entwickelte
Stil und Persönlichkeit. Als er schließlich im Vorprogramm der legendären Deutsch-Pop-Protagonisten
Embryo auftrat, war der Sprung ins Profilager geschafft. Mehr noch: Die Embryo-Mitglieder erkannten die
stimmlichen Fähigkeiten von Benton und engagierten ihn vom Fleck weg als Leadvokalisten.
Was für andere im Alter von achtzehn Jahren das Ziel aller Träume gewesen wäre, war für Franz nur eine
Zwischenstation auf dem Weg zu sich selbst. Die nächste Stufe hieß Solokarriere. Benton im waghalsigen
Alleingang mit eigenen Songs, eigener Produktion und eigenem Vertrieb. Der Gedanke, seine Songs mit
einem vierköpfigen Akustikorchester live zu präsentieren, stellte sich als fixe Idee heraus. Vereinzelt
kam es zu Auftritten mit diesem Orchester, aber der kühne Traum scheiterte an unternehmerischen Sachzwängen.
Es folgten die "spanische" und "amerikanische Periode".
Benton suchte das einfache Leben: Landwirt in Spanien, schweißtreibende Arbeit im selbst angelegten
Olivenhain, spartanisches Dasein im selbstgebauten Haus. Ein Erdrutsch begrub den Olivenhain und die
Schwärmereien vom mediterranen Dasein.
Wie nicht anders zu erwarten, verfiel Benton ins nächste Extrem. 1980 begegnet man ihm an der kalifornischen
Westküste, genauer gesagt in Los Angeles. Und wieder erhält er ein Angebot, von dem andere kaum zu
träumen wagen. Die vielversprechende Hard-Rock-Band Joshua möchte den Düsseldorfer als Frontman
verpflichten. Er nimmt das Angebot an, wohlwissend, dass Latexhosen und Poser-Image absolut nicht
sein Ding sind. Auch der amerikanische Traum ist bald ausgeträumt. Die Konzerte in so berühmten Clubs
wie dem "Roxy" oder "Troubadour" sind heute nur noch eine Fußnote in der Geschichte von Franz Benton.
Zurück in Deutschland kommt es zu einer kurzfristigen Allianz mit der Berliner Formation Spliff.
Zusammen wird die Titelmelodie des Kinofilms "Baby" eingebracht. Bentons Hauptaugenmerk gilt jedoch
den eigenen Songs, dem eigenen Konzept.
Das nimmt 1986 konkrete Gestalt an: TALKING TO A WALL heißt sein Debüt. Die LP, eingespielt mit
Londoner Studiocracks wie Phil Palmer (Gitarre) und Stuart Elliott (Schlagzeug), überzeugt nicht
nur Kritiker ob ihrer Musikalität.
"Männer"-Regisseurin Doris Dörrie wählt die Benton-Ballade "How I Wish You Were Here" für ihren
Film "Paradies".
Chris de Burgh ist so begeistert von dem Debüt seines Freundes, dass er ihn als Opener für seine
Europatournee verpflichtet.
Im März 1987 folgt die erste Konzertreise unter eigenem Namen. Mit einer britisch-deutschen Band
im Hintergrund werden dann im Sommer auch Auftritte bei den großen Open Air-Festivals (u.a. mit
Tina Turner) absolviert.
Die zweite LP PROMISES - wieder in England mit britischen Musikern unter der Regie des Produzenten
Wally Brill aufgenommen - braucht keinerlei internationalen Vergleich zu scheuen. Perfektion in
allen Belangen. Das Titelstück entwickelt sich zu einem sogenannten "turntable hit". Die Diskjockeys
sind begeistert.
Doch das kann Benton nicht irritieren. Er denkt schon weiter, er denkt an CARRY ON. Und diesmal strebt
er eine innere Perfektion an. Keine teueren Studios, keine teureren Namen.
"Ich wollt diesmal selbst produzieren, um Stil und Klangrichtung nicht zu verwässern, um mich nicht
glattbügeln zu lassen. Und ich bin dankbar für den Mut meiner Plattenfirma, dieses Wagnis mit mir
einzugehen. Ich habe bewusst auf den ganzen High Tech Wahnsinn im Studio verzichtet und auch die Musiker
waren keine hochbezahlten, anonymen Cracks, sondern zum größten Teil Freunde, die einfach Bock hatten
mitzuspielen. Das Resultat ist hörbar: Spielfreude, Begeisterung, Ehrlichkeit und Lockerheit. Es wurde
keine Spontaneität wegproduziert.
Niemand hat uns unter Druck gesetzt, unbedingt eine Hitsingle produzieren zu müssen."
Und dies, so darf man nachtragen, hat den Songs gut getan. Akustische Instrumente dürfen akustisch
klingen.
Die Folk-Wurzeln sind freigelegt. Bentons Balladenstärke kommt endlich voll zum Tragen. Sei es
das von hintergründigem Humor belebte Schlaflied für die Tochter ("Close Your Eyes") oder die
späte Liebeserklärung an das Dorf der "spanischen Periode" ("Jimena"), sei es die schiere Sehnsucht
von "Hold Me Closer" oder die kritische Hoffnung von "There Must Be A Way", Benton hat mit CARRY ON
einen großen Schritt getan. Hier findet man, was man ansonsten meist vergeblich sucht: Persönlichkeit.
Diesen Weg setzte er auch bei den folgenden Produktionen fort.
Es folgten die Alben HERE'S TO YOU, LOVE IS THE OCEAN und DUST TO GOLD. Mit jedem dieser Alben eroberte
er neue Fans, und diese Fans haben es in sich. Nicht selten kommt es vor, dass Fans mehrere Konzerte
von Franz Benton besuchen, und auch bereit sind über 100 km weit zu fahren. Er ist immer noch ein
Geheimtipp, aber einer der es in sich hat. Die Treue der Fans spricht eine deutliche Sprache, er ist
etwas besonderes. Man muss ihn einmal gesehen haben und wird davon begeistert sein. Hier gibt es keine
große Distanz zwischen der Bühne und dem Publikum, hier treffen sich gute Freunde.